|
|
- E i n G e i s t l i c h s p i e l ,
v o n d e r G o t f u r c h t i g e n
u n d k e u s c h e n
F r a w e n S u s a n n e n ,
g a n t z l u s t i g
v n d f r u c h t b a r l i c h
z u l e s e n
Actus tertius
- _________________________________________

Rembrandt
Susanna und
die beiden Alten
1647
- A c t u s t e r t i i
s c e n a p r i m a .
- Susanna. Sara. Dabira.
- SUSANNA:
Ytzund scheind fein warm die sunn
Drumb ich gehen wil zum brunn
Und daselbs mich badn ein weil
Drumb so macht euch auff mit eyl
- 5
- Volgt mir in den garten nach
Dann richt auß auch eure sach
SARA:
Liebe fraw wir seind bereit
Euch zu geben hin das gleidt
Solln wir auch was tragen mit?
SUSANNA:
- 10
- Neyn / yhr doörfft ytzunder nit
Darnach wil ich sagen wol
Was man mir als bringen sol
[Diijv] Das volgent redet sie im garten.
Nu geht itzund wider hyn
Weil ich nu beim brunnen bin
- 15
- Dann ich mich ein weil allein
Baden wil / dorfft nicht da sein
Aber ubr ein kleine zeit
Secht / das ihr bey mir do seyt
Bringt mit euch die salbn und öl
- 20
- Seyff / und was ich haben söl
Dann so solt yhr salben mich
Biß ich meine zeit ersiech
Ytzund aber habt in acht
Das yhr wol die thür vermacht
- 25
- Das nicht yemands kom herzu
Und mir leyd und ungmach thu
DABIRA:
Seit on sorge liebe fraw
Dann wir wolln mit aller traw
Euch die thür verwahren fest
- 30
- Wie wihr mügn auffs aller best
SARA:
Dörfft yhr unser sonst zu nicht
SUSANNA:
Nein / secht das yhr das außricht
- A c t u s t e r t i i
s c e n a s e c u n d a .
- Resatha. Susanna. Ichaboth.
- RESATHA:
Wolauff es ist itzunder zeyt
Das glück hat uns den weg bereit
- 35
- Ich hoff wir wolln ytzt werdn gewert
Was unser hertz hat lang begehrt
SUSANNA:
Hülff got / was da? wo kumt yhr her?
[D4r] Wie habt yhr mich erschreckt so sehr
ICHABOTH:
Endsetzt euch nicht fraw tugentreich
- 40
- Das wir ytzt kumen her zu euch
Die ursach die uns einher treyb
Das ist eur edler zarter leib
In welches lieb wir seind endzündt
Das unser hertz on auffhörn brindt
- 45
- Und gar nicht kan geleschet werdn
Yhr thut dann was wyr ytzt begehrn.
Drumb ist das unser bith gemein
Die weyl yhr ytzund seit alein
Wolt euch ergebn zu unserm willn
- 50
- Der liebe brunst durch euch zu stilln
SUSANNA:
Behut uns got was saget yhr
Eur bitten / das sey weyt von mir
Wolt yhr mich heissen lieben hern
Was yhr eim ändern selbs soll wehrn?
RESATHA:
- 55
- Ein mal geht hin / es schadet nicht
Es kan so gleich nicht sein gericht
Eur lieb die hat uns so endzündt
Das wir keins synns nicht mechtig sind
All unser gmut sehnt sich nach euch
- 60
- Drumb bitten wir fraw tugentreich
Die weil eur lieb das hat gethan
Wolt uns der selben gniessen lahn
Yhr soll es auch nicht thun umb sunst
Stets solt yhr haben unser gunst
- 65
- Die weil wir leben hie auff erdn
Es soll auch wol verlohnet werdn
Ein edel gschenck wir euch wolln gebn
Des gleichen yhr bey eurem lebn
Nie gsehen habt / das glaubet mir
- 70
- [D4v] So yhr ytz thut nach unser gihr
SUSANNA:
Sölch gunst von euch ich nicht begehr
Ist gnug / das mich mein lieber herr
Mit solcher gunst umbfahen thut
Dazu begehr ich nicht eur gut
- 75
- Dann mir von euch kein gschenck kan werdn
Das mir möcht lieber sein auff erdn
Dann das ich halt meim lieben herrn
Den ehestandt reyn / und bleib bey ehrn
ICHABOTH:
Eur ehr und auch eur gut gerücht
- 80
- Wirdt euch damit genuhmen nicht
So yhr ytzt thut nach unserm wil
Dann sölches bleibt wol in der still
Die weil es niemand hört noch siecht
Und unser keiner saget nicht
- 85
- Dann wer wolt euch das sehen an
Das yhr het unsern willn gethan?
So yhr euch aber bschweren werdt
Zu thun was unser hertz begehrt
So sol euch recht das unglück bstehn
- 90
- Welchs yhr ytzunder wolt umbgehn
Dann erstlich solt yhr eurer ehrn
Durch uns erst recht beraubet werdn.
Dann alßo wolln wir offentlich
Bezeugen / das wir sichtigklich
- 95
- Gesehen habn an diser stell
Das sey bey euch ein junger gsell
Gelegen / und der unzucht braucht
Biß das wir yhn habn weck geschaucht
Und das yhr drumb von euch habt gsandt
- 100
- Eur meid / das sölchs blib unbekandt
Vors ander / weyl wir habn gewalt
Zu richten uber jungk und alt
[Er] So solt ihrs auch nicht haben gut
Es muß euch kosten leyb und blut
- 105
- Dann wir das urteyl fellen wolln
Das euch die sträffer handeln solln
Wie man mit andern hat gethan
Die yhre ehe zurissen han
So solt yhr dann zu gleich der ehrn
- 110
- Und auch des lebns beraubet werdn
Des werd ihr euch nicht mügn erwehrn
Dann wie ihr wist / wir seind die herrn
Die yetzund habn die gröste macht
Und sind vor yederman geacht
- 115
- Alls was wir redn / das glaubet man
Und darff uns niemand wider stahn
Drumb last euch euren syn nicht sein
So lieb / das er euch bring in pein
Und volget unserm willen drat
- 120
- Das yhr vermeydet solche not
RESATHA:
Besinnt euch bessers liebe fraw
Das rhat ich euch in guter traw
VersAont eurs lebns / und eurer ehrn
Und thut was wir von euch begehrn
SUSANNA:
- 125
- Die angst hat mich beyder seit
Verstrickt mit kumer und mit leydt
Ich greiff zu welchem ort ich woll
So steckts mit gfärlickeit gantz voll
Dann so ich thue nach eurm gepot
- 130
- So werde ich zu theil dem todt
So abr ich euch thue widerstandt
So fall ich euch in eure handt
Und werd eur straff endpfliehen nicht
Dann ungerecht seind eur gericht
- 135
- Die unschuld hat bey euch kein stadt
[Ev] Wenn euch der grym besessen hat
Vil besser aber ist mir das
Das ich mein leben fahren laß
Und leid von euch den todt mit gwalt
- 140
- Dann das ich mich verßündign salt
Vor got meins herren angesicht
Der aller menschen werck ansicht
Unnd die wirt all zu seiner zeyt
Auch richten mit gerechtigkeit
- 145
- Darümb o got und herre mein
Laß dir mein not bevolen sein
Errette mich von dieser handt
Yhr frevel ist dir wol bekandt
Wo seit yhr ytzt yhr knecht und meid
- 150
- Kumt kumt und helfft mir aus dem leidt
ICHABOTH:
Ja / wolt yhr daran? hart ein weil
Eur lohn der sol euch werdn zu teil
Laufft yhr behendt / die thür macht auff
Und rüfft dem gsynde allm-zu hauff
- 155
- Ich wil die weil sie halten wol
Das sie mir nicht endwerden sol
RESATHA:
Wo seit yhr knecht und meid ym haus?
Wo seit yhr? Laufft behend heraus
- A c t u s t e r t i i
s c e n a t e r t i a .
- Gorgias. Samri. Dabira. Resatha. Sara.
Ichaboth. Susanna. Benjamin. Jahel.
- GORGIAS:
Horch lieber horch / was hebt sich do?
- 160
- Ich hör ein gschrey / ich weis nicht wo
SAMRI:
Ich halt es werd im garten sein
[Eijr] DABIRA:
O kumt und last uns sehen drein
Der frawn wird was sein widerfahrn
GORGIAS:
Wie? ist sie drinn?
DABIRA:
Da ist keins harrn
RESATHA:
- 165
- Yhr meint / yhr habt ein frawen fein
Die gantz und gar sey keüsch und rein
So ists ein außgeschütter sack
Yhr schalckeit kumt ytzund ann tag
GORGIAS:
Bhut got/
SARA:
Hülff got / was sagt yhr hie?
DABIRA:
- 170
- Wir habens trawn gespuret nie
SARA:
Ey hertzne fraw / wie steht die sach
Wie kumt yhr in sölch ungemach?
Illa lacrimans tacet.
ICHABOTH:
Wie kumt ein ander balck darein
Dem wol mit buberey thut sein
DABIRA:
- 175
- Bhut lieber herr /
SAMRI:
Was hats dann than?
Zeygt uns doch bald und klerlich an
ICHABOTH:
Einn jungen gselln wir gfunden han
Bey yhr alhie / der hat gethan
Das ich mich schäme außzusagn
- 180
- Das wollen wir den hern furtragn
Auff das man einst yhr tuck erfahr
Die sie verborgn hat etlich jahr
Im schein der ehrn und züchtigkeit
Als wer sie selbs die reynigkeit
- 185
- Dann wir auch selber hetten nicht
Geglaubt / wo wir mit unserm gsicht
Das selber hetten nicht erfarn
[Eijv] Wir wollen aber heint verharrn
Biß morgn / so wolln wir weiter schawn
- 190
- Was sey zu thun mit eurer frawn
GORGIAS:
Wo hin ist dann der jung gesell
Der gwest soll sein an diser stel?
RESATHA:
Der bößwicht ist zu starck gewest
Ich kundt yhn nicht erhalten fest
- 195
- Er sprang zur thür hinaus so schwindt
Als wers ein hirsche oder hindt
Künn wir yhn ettwo treffen an
So soll er auch erkriegn seinn lohn
His dictis discedunt iudices.
DABIRA:
Ach liebe fraw weint nicht so sehr
- 200
- Wir glauben nicht / das wider ehr
Yhr habt gehandelt groß noch klein
SARA:
Kumpt fraw mit uns ins haus hinein
Ich hoff es soll nicht haben not
Der sach wirt aller noch wol rhat
SUSANNA:
- 205
- Ach das mein herr schir wider kem
Und disen jahmer auch vernehm
Lauft eine hin / und thue es kundt
Meinr muter / das sie kum von stundt
Den vater auch zu mir her bitt
- 210
- Und heiß die schwester kumen mit
BENJAMIN:
Was ist euch liebe muter mein
Das yhr so weinend kumpt herein?
JAHEL:
We hat euch than lieb memmelein?
SUSANNA:
Ich weiß nicht lieben kinderlein
- 215
- [Eiijr] Ich kan euch ytzt davon nicht sagn
Ich muß es got meim herren klagn
DABIRA:
Die alten richter habens than
Nicht weis ich was sie gsaget han
Das geht der muter an yhr ehr
- 220
- Drumb weinet sie ytzund so sehr
GORGIAS:
Die sach die wirt nicht recht zugehn
Wir habn ja nie nicht mocht verstehn
An worten noch an allm geper
Das unser fraw ein solche wer
- 225
- Dann sie ja uns beyd knecht und meid
Sehr offt hat gwarnt für unkeuscheit
Und stets uns tugent / und frumbkeit glert
Wie soll sie ytzt sich habn verkert?
SAMRI:
Ich kan es auch nicht glauben wol
- 230
- Und weys nicht / was ich dencken sol
Ich hör das man im sprichwort spricht
Das alter hülfft fur torheit nicht
Die alten leüt ytz gleich so wol
Als junge stecken boßheit vol
- 235
- Drümb denck ich schir / die alten hern
Vileicht der frawen selber werdn
Ein untugnt angemuttet han
Und weil sie nicht yhrn willn hat than
So werdns auff sie erzurnet sein
- 240
- Und wolln sie fürn in schandt und pein
GORGIAS:
Ist warlich müglich / das so sey
Yedoch es bleib ytzund da bey
Wir thüren sie darumb nicht fragn
Itzt wenn sies wird yhrn eltern klagn
- 245
- So wolln wirs auch wol recht verstehn
[Eiijv] Wies muß mit diser sach zugehn.
- A c t u s t e r t i i
s c e n a q u a r t a .
- Helchias. Elisabeth. Rebecca. Susanna.
Samri. Gorgias.
- HELCHIAS:
Frid mit dir /
ELISABETH:
O liebste tochter mein
REBECCA:
O Susann du trawte schwester mein
ELISABETH:
Hülff uns lieber got in ewigkeit
- 250
- Wie kumts ewig / das in sölches leid
Du mein liebste tochter kummen soll?
Welchs ich lang der meid nicht glauben wolt
Solstu nu zur zeit deinr höchsten ehrn
Fur ein sölche erst gehalten werdn
- 255
- Die du hast von jugnt dein lebn gefürt
Keüsch / wie einer frummen frawn gebürt
Ach das dir soll gschehen sölche gwalt
Got wöll sehen an dein unschuld baldt
SUSANNA:
Sey dann das mir got mein herr helft draus
- 260
- Ist es auch mit meinem leben aus
Dann sie mir den todt gedrohet han
Weil ich nicht nach yhrem willn hab than
HELCHIAS:
Liebe tochter / hör ytz auff vom klagn
Dann wir wollen got dein not fürtragn
- 265
- Der on zweyffel dir wirt helffen aus
Machen sie gleich was sie wöln daraus
Wollst uns selber recht erzeln die sach
Wie du kumst zu diesem ungemach
SUSANNA:
Da die sonn heut warm zu scheinn anfieng
- 270
- [E4r] Nach gewonheit ich inn garten gieng
Wolt beym brunn mich badn ein kleine weil
Drumb ich sandt die meyd von mir in eil
Ließ den garten fest beschliessen zu
Meint ich wer nu da mit guter rhue
- 275
- Da erhubn sich plützlich zu mir her
Dise richter / des erschrackh ich sehr
Bald sie mir yhr unart mutten an
Lagn mir auch mit bitten hefftig an
Theten mir dazu verheissung viel
- 280
- Das ich mich ergeb zu yhrem will
Da sie aber nichts mit güt von mir
Kundten habn / da nahmens frevel für
Und bedrohten mich mit yhrer gwalt
Sagten / was fur gfar mir volgen salt
- 285
- Wie sie mir mein ehr und auch das lebn
Nehmen wolten / so ich nicht ergebn
Würde mich zu yhrem willn so bald
Da ich aber yhn nicht ghorchen wolt
Worden sie von stund vol zorn und grym
- 290
- Rufften meinem gsindt mit lauter stym
Sagten / wie ich die und dise wer
Also kum ich leider yn die gfer
SAMRI:
Hab ich nicht die sach errhaten fein
Das die richter selber bößwicht sein?
GORGIAS:
- 295
- Das sie potz / wer het sich des vertraut
Das sölchs steckhen sol yn alter haut?
HELCHIAS:
Helft dir got du liebe tochter mein
Welchem wol ist kund die unschuld dein
SUSANNA:
Wenn doch nur mein her verhanden wer
- 300
- Oder wuste disen yhamer schwer
[E4v] ELISABETH:
Schweig / vileicht wird er nu kumen schir
REBECCA:
Liebe schwester / got wöll helffen dir.
- C h o r u s t e r t i u s .
- [Fr] David der prophetisch man
Zeigt an
- 305
- Durch gottes geist gelehret
Wer sich fest auff got erbawt
Und trawt
Der wird nicht umbgekeret
Wie Syon steht er unbewegt
- 310
- Wird nicht geregt
Von starcken winden
Des fleischs / des teüffels / und der welt
Gegn yhn sich stelt
Sich nicht mit sunden
- 315
- Von yhn läst uberwinden
Sein haus auff einn felsen hart
Verwahrt
Ist gwaltig unterfasset
Wasser / windt / kans nicht bewegn
- 320
- Noch regn
On schad sichs alls abstosset
Got fürchten ist sein burgk / und schloß
Kein teüffels gschoß
Kan das zersprengen
- 325
- Gots wort sein waffen ist und schwert
Damit er wehrt
Läst sich nicht drengen
Zu sundt / und abfal brengen
Aber wer den hern veracht
- 330
- Nicht tracht
Auff seine wort und wege
Den thut wie ein rhor im teicht
Gar leicht
Ein kleiner windt bewegen
- 335
- Sein haus gepaut ist auff den sandt
Hat keinn bestandt
Kan sich nicht halten
[Fv] Wenn yhn ein kleine sündt anficht
Und nur besticht
- 340
- Wird er zerspalten
Und läst die boßheit walten
|
|