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Flüchtlingskind. Eine Freundschaft mit Jesus

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Das Buch „Flüchtlingskind – Eine Freundschaft mit Jesus“ von Giuliano Ferri handelt von Nikas, der mit seiner Familie am Nil in Ägypten lebt. Es beschreibt, wie Nikas sich mit einem Jungen namens Jesus anfreundet, der mit seiner Familie aus Palästina nach Ägypten geflohen ist. Die palästinensische Familie stößt auf Widerstand, freundet sich dann jedoch mit Nikas‘ Familie an, indem sie ihr beim Bau eines neuen Bootes behilflich ist, das Nikas‘ Familie braucht, um durch das Fischen im Nil ihren Lebensunterhalt zu sichern. Die Geschichte wird aus der Perspektive von Nikas erzählt. Durch den Namen „Jesus“, den man zwar im Titel, aber erst am Ende der Geschichte erfährt, wird ein christlicher Bezug hergestellt.
Jesus sowie seine Familie werden an verschiedenen Stellen als anders oder fremd markiert. Zudem werden ihnen negative und verallgemeinernde Eigenschaften zugeschrieben. Nikas Bruder äußert, dass die „Ausländer“ aus Palästina nach Ägypten gekommen sind, weil sie denken, dass sie dort alles Mögliche kostenlos erhalten könnten. Und Nikas‘ Vater ist der Meinung, dass sie gefährlich sind und nicht zu ihnen passen, was neben Othering auch Kriminalisierung und das Narrativ unüberbrückbarer kultureller Unterschiede beinhaltet. Die dargestellten Vorurteile und negativen Zuschreibungen gegen die Familie von Jesus werden kaum hinterfragt. Erst als Nikas Familie von der „fremden“ Familie profitiert, weil sie ihnen beim Bau des Bootes helfen, erfährt die Familie von Jesus Akzeptanz und Anerkennung. Das Buch will hier zeigen, dass vermeintliche Unterschiede nicht so wichtig sind und die Stereotype nicht stimmen. Die Umsetzung ist jedoch problematisch, weil dieser Auflösung des Konflikts rassistische Zuschreibungen vorausgehen und weil Jesus Familie sich erst beweisen muss, um anerkannt zu werden.
Neben der Handlung sind auch die Illustrationen fragwürdig. Die Personen, ihre Kleidung und ihre Lebensweise werden auf stereotype Art und Weise bebildert und zeigen ein klischeehaftes Leben im sogenannten Orient, wie es häufig aus westlicher Perspektive dargestellt wird. Diese Art der Darstellung kann eine primitivisierende und exotisierende Wirkung haben.