Papa und Konrad

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In dem Buch „Papa und Konrad allein zu Haus“ aus dem Jahr 2016 verbringt Konrad eine Woche mit seinem Vater allein zu Hause, weil sich seine Mutter eine Auszeit nimmt. Offenbar ist die Alltagsroutine (u.a. Einkaufen, Kochen, Ins-Bett-bringen) der Familie gestört, Vater und Sohn bekommen es letztlich aber doch gemeinsam hin und erleben spannende Abenteuer. Durch die kreativen Einfälle des Vaters und seine fürsorglichen Bemühungen wird die gemeinsame Woche für beide ein Erlebnis.

In verschiedenen Szenen kommen zahlreiche Menschen vor, beispielsweise im Zoo, im Schwimmbad oder im Kindergarten. Dabei fällt auf, dass alle im Buch abgebildeten Menschen weiß sind. Diversität existiert in der Geschichte nicht.

Das Buch verwendet Exotisierung als Element, um Abenteuerlust zum Ausdruck zu bringen. Die abwesende Mutter schreibt täglich eine Postkarte, in der sie ihre Wellness-Aktivitäten mit einem Ausflug in die Wildnis vergleicht. Konrad und sein Vater wollen es ihr nachmachen und bezeichnen ihren Ausflug in den Zoo als „Safari“, bei der sie „auf Löwenjagd gehen“. Dabei tragen die beiden Tropenhelme wie sie typischerweise von Europäern in Kolonien getragen wurden. Hinzu kommt das klassische 'Cowboy-Indianer-Spiel', in dem der Vater Konrad beispielsweise einen „hungrigen Indianer“ nennt. Bei diesen Darstellungen einer abenteuerlichen „Fremde“ handelt es sich um kolonial-rassistische Bilder über das „wilde Afrika“ und indigene Gemeinschaften.

Hinzu kommt, dass die Geschichte auf veralteten Geschlechterstereotypen aufbaut. Der Mutter wird die gesamte Care-Arbeit zugesprochen, weshalb ihre Auszeit den Vater in Schwierigkeiten bringt. Diese Umstände werden humorvoll beschrieben – es geht drunter und drüber. Zum Essen gibt es beispielsweise „Pizza und Schokocreme“.

Geradezu zynisch wirkt das Ende, in dem die Mutter am Bahnhof empfangen wird und festgestellt wird, dass es mit ihr zusammen „doch am schönsten“ ist. Und der nicht ausgesprochene, aber implizit genannte Grund ist, dass sie sich eben um alles kümmert.

 

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