Film & Gespräch
Interessante Reflexionen und lebendiger Austausch zum Dokumentarfilm "Im Prinzip Familie"

Über ein Jahr hinweg begleitet das Filmteam im Rahmen des Dokumentarfilms den Alltag einer stationären Wohngruppe im ländlichen Raum. Im Mittelpunkt stehen fünf Jungen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht bei ihren Herkunftsfamilien leben können, sowie drei Erzieher:innen, die Einblicke in ihren facettenreichen Arbeitsalltag geben. Durch die sensible Kameraarbeit fängt der Film sehr einfühlsam und ruhig sowohl die berührenden wie herausfordernden Momente des Zusammenlebens der Kinder sowie der pädagogischen (Beziehungs-)Arbeit der Fachkräfte ein. Dabei spiegeln u.a. die eingesprochenen Dienstberichte die emotionale Realität, die Fachkräfte und Kinder erleben, mit der bürokratischen Struktur des Kinder- und Jugendhilfesystems. Der Film wurde bereits mit dem ver.di-Preis für Solidarität, Menschlichkeit und Fairness, dem Perception Change Award der Vereinten Nationen sowie dem Deutschen Kamerapreis ausgezeichnet.

Im anschließenden Gespräch zum Film, das Erwin Schletterer (BRÜCKE e.V.) mit Daniel Abma führte, berichtete der Regisseur sehr anschaulich von der aufwendigen Entstehung des Films – so schafften insgesamt fünf Jahre Recherchearbeit sowie eine mehrjährige Vertrauensarbeit mit den Beteiligten die Grundlagen für den Dreh. Er sprach über seine Motivation, die oft unsichtbare Arbeit von Erzieher:innen und Sozialarbeiter:innen sichtbar zu machen, und über die ethischen Herausforderungen beim dokumentarischen Arbeiten mit Kindern und deren Familien.

Foto: Studierende Soziale Arbeit
Im Fachaustausch befragte Nicole Klinkhammer (THA) Dr. Inga Wischmeier (Amt für Kinder, Jugend und Familie der Stadt Augsburg) und Michael Wagner (Bereichsleiter stationäre Wohngruppen, Frère-Roger Kinderzentrum) zu ihren Perspektiven aus der Fachpraxis auf den Film. Gemeinsam wurde diskutiert, wie stationäre Einrichtungen Kindern Stabilität und Zugehörigkeit bieten können – und welche strukturellen Bedingungen dafür notwendig sind. Es wurden Fragen diskutiert, wie die Bedeutung von emotionaler Nähe und professioneller Distanz in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sowie die Anforderungen, die das Setting der Kinder- und Jugendhilfe an die Fachkräfte stellt (u.a. Schicht- und Wochenenddienste). Trotz aller Herausforderungen, so resümiert es Michael Wagner am Ende, würde er nach 25 Jahren in der Kinder- und Jugendhilfe immer wieder diesen Weg wählen.
Die Veranstaltung bot somit nicht nur einen besonderen Kinoabend, sondern auch einen besonderen Rahmen für Austausch und Reflexion über die komplexe Arbeit und die Herausforderungen in der stationären Kinder- und Jugendhilfe. Das Format „Film und Gespräch“ fand dabei sehr großen Anklang, um für soziale Berufe, die Bedeutung der Kinder- und Jugendhilfe sowie der professionellen Arbeit im Kontext stationärer Einrichtungen zu sensibilisieren.
Eindrücke

Für weitere Informationen rund um den Film, nutzen Sie die folgenden Links:
🎬 Trailer zum Film „Im Prinzip Familie“:
Filmseite bei Camino Film: https://www.camino-film.com/filme/imprinzipfamilie/
📖 Hintergrundinformationen & Filmkritik:
epd Film : https://www.epd-film.de/filme/im-prinzip-familie
🎤 Interviews mit Daniel Abma:
Filmdienst – Interview über Vertrauen und Verantwortung: https://www.filmdienst.de/artikel/73519/interview-im-prinzip-familie-daniel-abma
Interview in NDR-Kultur - https://www.ndr.de/kultur/film/Schicksale-in-der-Kinderhilfe-Jedes-Kind-hat-ein-Paeckchen-zu-tragen,abma100.html




